Warum ist das Rumänische so interessant?

Von own work – La Spezia-Rimini LineGerhard Ernst – Romanische Sprachgeschichte[1][2][3], CC BY-SA 3.0

Innerhalb der Romania, eine Bezeichnung für Gebiete, in denen romanische Sprachen gesprochen werden, ist das Rumänische eine der fünf großen romanischen Nationalsprachen. Es ist die Amtssprache von Rumänien (România), mit circa 20 Millionen Sprecher, sowie von  Moldawien (Republica Moldova), mit circa 3 Millionen und der EU. Wenn man die Minderheiten auf dem Balkan, USA, Kanada, etc. hinzuzählt, sind es rund 30 Millionen Sprecher. Es stellt sich natürlich die Frage: Wie wichtig das Rumänische im Vergleich zu den anderen romanischen Sprachen ist? Die Wichtigkeit des Rumänischen für die Romanistik liegt sicherlich nicht in der Zahl der Sprecher, da es über 440 Millionen Spanischsprechende, 235 Millionen Frankophone und 240 Millionen Portugiesischsprechende gibt. Den besonderen Stellenwert erlangt das Rumänische durch seine Andersartigkeit.

Während die anderen romanischen Sprachen im lateinisch-katholischen Einflussbereich liegen, ist Rumänisch im slawisch-orthodoxen Bereich angesiedelt. Im Westen der Romania übernahm das Lateinische stets die Rolle der Bildungssprache.  Nach dem Ende der Antike spielte dagegen das Lateinische für die Vorfahren der Rumänen keine Rolle mehr, da sie unter dem Einflussbereich von Byzanz standen und sich somit Griechisch und Kirchenslavisch als Kultursprachen etablierten. Deswegen ist die rumänische Sprache die einzige der romanischen Sprachen, die bis ins 19. Jahrhundert in kyrillischer Schrift geschrieben wurde. Rumänisch gehört auch zu dem Sprachbund der sog. Balkansprachen, von denen im Laufe der Zeit viele Charakteristika übernommen wurden. (vgl. Bochmann & Stiehler 2010)

Im Zuge der Nationalbewegung im 19. Jahrhundert erfolgte eine bewusste Umorientierung nach Westen, vor allem nach Frankreich. Das lateinische Alphabet ersetzte das kyrillische und wurde zum Symbol kultureller Identität. Vergleichbares hat es bei den anderen romanischen Sprachen nie gegeben und somit verfestigte das Rumänische ihre Sonderstellung als „Exot“.

Im Sprachenzentrum der Universität Augsburg können Studierende seit über vielen Jahren Rumänisch-Sprachkurse belegen und nach dem erfolgreichen Abschluss Sprachnachweise bis auf dem Niveau B1 erwerben. Das Erlernen des Rumänischen erfolgt aus unterschiedlichen Beweggründen wie z.B. Vorbereitung auf ein Auslandsemester, Praktika oder ein Studium, Verständigung mit Freunden und Kollegen, Faszination der Natur, Interesse an Geschichte und Sprache. Einige Studierende erzählen uns über ihre Motivation und Gründe, warum sie sich entschieden haben, diese Sprache zu erlernen.

Im Zuge Ihrer Zusammenarbeit mit Wirtschaftsunternehmen, Behörden und Einrichtungen aus den Bereichen Politik und Kultur weist die Universität Regensburg auf einen Mangel an deutschen Muttersprachlern mit Kenntnissen der rumänischen Sprache sowie kulturellen Gegebenheiten Rumäniens hin. Außerdem wird betont, dass es angesichts der Globalisierung ein stark ansteigendes Interesse an interkulturell geschulten Nachwuchskräften gibt. Infolgedessen wird am Institut für Romanistik das „Rumaenicum“ angeboten, ein Ausbildungspaket des Instituts für Romanistik, das Studierende innerhalb eines Jahres intensiv mit der rumänischen Sprache, Kultur- und Landeskunde vertraut macht.